Heute möchte ich gerne über das Thema „giftige“ Beziehungen schreiben, weil ich dies auch selbst 2,5 Jahr lang erlebt habe und weiß, dass viele Frauen betroffen sind, ohne es eigentlich richtig bewusst zu haben. Der Beitrag ist etwas länger, also nimm Dir vielleicht 2-3 min Zeit.
Gleich vorweg: Was ist eine giftige Beziehung? Sie zeichnet sich durch ständigen und abrupten Wechsel von intensiver Nähe einerseits wie auch Stress, Streit und Trennung bzw, Trennungsandrohungen andererseits aus.
Wir sprechen hier von einer Beziehung die einmal himmelhoch jauchzend ist und im nächsten Moment die Hölle auf Gottes Erdboden sein kann und Du womöglich gar nicht so schnell mitdenken kannst, wie die Stimmung umschlägt. Hast Du so etwas schonmal erlebt? Im Folgenden gehe ich auf weitere Details ein….
Klarstellen möchte ich, dass ich hier nicht von körperlicher Gewalt spreche und auch nicht von ab und an Streit in einer intakten Beziehung. Ich spreche von psychischer Gewalt, von emotionaler Misshandlung, die oft so verdeckt sein kann, dass Du sie nicht erkennen kannst, Du Dich aber mittendrin befindest und es nicht bewusst hast, was mit Dir passiert (ist). Solche Beziehungen rauben Dir Lebensenergie und können Dich auf Dauer krank machen, weil Du ständig in Alarmbereitschaft bist, ständig in Angst und emotionalem Stress lebst etwas falsch zu machen, nicht zu genügen, der Grund des Streites zu sein und und und… es ist ein Fass ohne Boden.
Die Liste der Merkmal und Auswirkungen einer toxischen Beziehung ist sehr lang. Allem voran steht, dass man sich einfach immer schlechter fühlt. Der Selbstwert ist gegen 0 gesunken. Man zweifelt immer mehr an sich selber und zieht sich auch immer mehr zurück, weil man mit einer Art Hilflosigkeit konfrontiert ist und sich nicht erklären kann, wie denn das alles sein kann. Eigentlich macht man nichts falsch, bemüht sich und dennoch gibt es ständig Streit und man bekommt für vieles die Schuld, man wird möglicherweise betrogen, muss mit Liebesentzug, Ignoranz und Verlassenwerden rechnen, usw.
Ich weiß, dass dies tragisch klingt und das ist es auch. Mit solchen Beziehungen ist nicht zu spaßen. Wird man sich dessen aber klar, was hier vorgeht, kann eine toxische Beziehung Anstoss dafür sein, alte Wunden bei sich selber ins Reine zu bringen.
Ich möchte Dir gerne vorab im Detail die Phasen einer toxischen Beziehung, auch so wie ich es erlebt habe, etwas näher erläutern:
Alles beginnt mit wunderschönen Momenten, mit schönen Phasen des Gleichklangs, Verständnis auf allen Ebenen, er kann Dir förmlich die Gedanken lesen und Deine Wünsche erfüllen. Einfach „too good to be true“. Du hast einen empathischen Mann an Deiner Seite, der Dich scheinbar auf Händen trägt bzw. meist sehr wortgewandt ist und Dich seine Worte „berühren“. Er interessiert sich sehr für Dich und lernt Dich in- und auswendig kennen. Rundum ein Traum und Du denkst: „Ich bin angekommen!“
Leider währt der Frieden dann meist nicht all zu lange. Wie aus dem Nichts, meist ohne nachvollziehbaren Grund, kippt die Stimmung. Er beginnt zu nörgeln, zu stänkern, Vorwürfe zu machen, meint es passe doch nicht, es sei alles nicht stimmig, die Beziehung wird in Frage gestellt, Schuldzuweisungen für nix und wieder nix, Liebesentzug, er mag Dich nicht mehr angreifen und und und … Ab diesem Zeitpunkt stehen die genannten Dinge im Wechsel mit too good to be true Momenten und man hat keine Ahnung warum.
Die vorangegangene Nähe ist plötzlich komplett weg. Der Partner ist kalt, unerreichbar und distanziert und das ist er angeblich wegen Dir. Du versuchst alles wieder gerade zu biegen, die Harmonie wieder her zu stellen, aber das hilft alles nichts, Du bringst Dich nur noch mehr in die Bredouille. Die Last wird auf Dich gelegt. Er kann in dem Fall Dich laut anschreien, Dich auch leise fertig machen, Dich ignorieren oder Dich einfach verbal verletzen. In guten Zeiten lobt er Dich oder pinselt Dir kurz den Bauch und dann folgt aber meist schnell die sofortige Abwertung. Er möchte die Kontrolle behalten …über alles. Dies geht so weit, dass er Dir wieder mal unter Trennungsandrohungen erzählt, es ginge ihm besser wenn Du nicht da seist, bzw. du im besten Fall erst gar nicht existieren solltest… usw.
Oft kann man die Vorwürfe die man bekommt nicht einmal nachvollziehen, weil man in der Regel keine Fehler gemacht hat. Man ist schier am Verzweifeln. „Was ist denn jetzt schon wieder, denkt man sich!“ und dann…. Der toxische Partner weiß dann ganz genau, wann es wieder Zeit ist, „lieb und einfühlsam“ zu sein. Du kannst aufatmen, denn er hat einen perfekten Sensor für Deine Empfindungen. Er meint dann er sei möglicherweise nicht beziehungsfähig und es läge an ihm, usw…. aber meist währt der Frieden auch hier leider nur kurz. Sobald sich die Frau wieder halbwegs in Sicherheit fühlt, wird zum nächsten Schlag ausgeholt.
Du wirst in regelmäßigen Abständen niedergemacht, er wird sein eigenes inneres Chaos an Dir auslassen und es als Deines deklarieren. Du wirst das Gefühl haben, alleine für das Gelingen der Partnerschaft verantwortlich zu sein. Man beginnt sich möglicherweise zu verbiegen nur um des Friedens willen. Er will auch in allem Recht haben. Es zählt nur SEINE Wahrheit und die wird er sukzessive zu Deiner machen. Sprich er wird Dir Deine eigene Meinung nehmen und Du fällst mehr in Zweifel über Dich denn je.
Kein „Richtigsein“ oder ein sich noch so anstrengen, kann Dich vor den emotionalen Übergriffen retten. Ich habe mich damals regelmäßig mit dem Rücken zur Wand gefühlt. Ich konnte mich vor den verbalen Attakten einfach nicht wehren, bis ich wieder unter Tränen und schwirrendem Kopf nach Hause gefahren bin, in dem Wissen ich sei nicht richtig so wie ich bin. Ich war nicht fähig ihn oder mich glücklich zu machen. Und jedes Mal, sobald ich im Auto saß habe ich mir geschworen, dass es das jetzt gewesen sein. Dieses Spiel ging dann wieder mit „too good to be true“ erneut von vorne los. Die schönen Worte haben mich wieder erreicht immer auch unter dem Gedanken, dass es vielleicht doch nochmal anders werden würde. Irgendwann glaubt man tatsächlich, man hat es in der Hand wie die Beziehung verläuft. Weit gefehlt.
In so einer Beziehung ist das „Sichersein“ nicht möglich. Man ist in ständiger Alarmbereitschaft vor dem nächsten Stimmungsumbruch oder dem Drama welches wieder am Horizont aufzieht.
Es geht um ein furchtbares Machspiel, um Recht haben zu wollen, um Projektion seiner Themen auf Dich. Man ist in emotionaler Dauernot. Kaum hat man sich erfangen, passiert der nächste Stimmungsbruch, der nächste Wutanfall, die nächste Trennung, usw. Es kann sein, dass er an Deiner Figur rumnörgelt, Dir erklärt Du hättest Cellulite und er würde Dich erst richtig lieben können wenn Du 8 kg weniger hättest, wenn Du doch authentischer wärst, wenn Du doch nicht soviel lachen würdest, wenn Du ihn doch bitte mit Worten „berühren“ oder fordern könntest, usw…
Man ist voller (Verlust)-Angst in einer Art psychischem Schockzustand. Die Freunde schütteln nur mehr den Kopf und sehen, wie man immer mehr in sich zusammen sinkt. Die Frau ihr Strahlen schon lange verloren hat.
Er wird möglicherweise Deinen Schlaf stören durch nächtliche Diskussionen oder sonstiges Drama und er wird Dir verwehren, sich mit Dir zu versöhnen vor dem Schlafengehen und Dich auch mit Deiner Angst alleine lassen. Seine Themen sind wichtig, Deine nicht. Es zählt ja seine Wahrheit und keine sonst.
Und zwischendruch, ja da ist es dann aber auch wieder mal super schön. …bis zum nächsten Wahnsinn. Und so tappt man immer mehr in diese Falle, kommt immer mehr in die vermeintliche Abhängigkeit. Vielleicht duldest Du auch sogar, dass er sich mit anderen trifft, weil es ihm mit Dir angeblich zu langweilig ist. Weil Du zu wenig verfügbar bist oder weil Du arbeiten musst und doch bitte für ihn Tag und Nacht da sein solltest. Er wird Dich vielleicht sogar vor Freunden oder Fremden bloßstellen und auch gute Leistungen von Dir schmälern oder Dinge auf die Du für Dich stolz bist entwerten. Er will unbedingt besser da stehen als Du. Er wird nörgeln wenn Du um zwei Minuten zu spät komms. Er wird Dich so lange fertig machen, bis Du auch nicht mehr an Dich und Deine Fähigkeiten und Kompetenzen glaubst. Die Liste ist wirklich endlos und ich könnte Dir hier noch seitenweise Beispiele aufschreiben.
Und Tag für Tag, wird es stressiger. Tag für Tag gibt man sich mehr die Schuld für dieses Dilemma, man fühlt sich wertlos und denkt man müsse sich doch nur etwas mehr anstrengen, dann würde alles gut.
Weit gefehlt, denn das ist emotionale Misshandlung und die passiert meist unter dem Radar der eigenen Wahrnehmung. Das ist alles manipulativ gesteuert. Du hast es mit einem narzisstischen Mann zu tun. Er wird sich nicht ändern. Seine Meinung zählt, Deine nicht. Er wird niemals den Fehler bei sich sehen und wenn dann sagt er es nur um Macht zu erhalten. Er ist schließlich so ein einfühlsamer Mensch. Dass dieser Mensch aber so grausam sein kann, kann man sich nur schwer eingestehen. Er wird Dir immer genau das vorwerfen, was er aber selber macht. Er wird auch Tatsachen verdrehen und dies so lange, bis Du es selber glaubst.
In der Regel sind es sehr kluge und empathische Frauen, die in so einer Beziehung landen. Meist sind aber auch noch Schuld- bzw. auch andere Themen in ihrem Unbewussten verankert, welche sie manipulierbar machen und sie nicht merkt was da eigentlich los ist.
Wie gesagt, ich habe es selbst erlebt. All die Demütigungen, all das klein und hilflos fühlen obwohl ich eigentlich mit beiden Beinen gut im Leben gestanden bin. Dennoch habe ich all die verbalen Erniedrigungen ausgehalten und mich gefragt was ich tun kann, damit es anders wird. Es war ihm nicht gut, wenn es mir mal gut ging, dann musste etwas gefunden werden, um mich verbal fertig zu machen. Er hat mir dann meist erklärt, wo ich angeblich unecht war, was alles nicht stimmig an mir sei, ich zu dick sei, warum ich nicht liebenswürdig sei für ihn. Wie ich sein sollte um ihm zu genügen und seiner Liebe würdig zu sein. … nur leider war das ein Fass ohne Boden. Ein Mensch der keine Selbstliebe hat, dem kannst Du auch keine geben.
Der allerwichtigste Schritt ist, sich klar zu werden, ob du nur annähernd so etwas schon erlebt hast und Dir auch klar zu werden, dass Du nicht Schuld bist an dieser Misere. Es ist aber nicht ganz leicht aus so einer Beziehung auszusteigen. Es braucht vorab Deine bewusste Entscheidung, dass es Dir selber zuliebe SO nicht mehr weitergehen kann. Im zweiten Step geht es darum Innenschau bei Dir selber zu halten und auf Forschungsreise in Dir zu gehen, wo in Deinem Unbewussten noch Schätze liegen, die Dir solch schmerzhafte und demütigende Beziehungserfahrungen bescheren.
Es liegt in Deiner Hand, wie Deine Reise weitergeht. Hast Du noch Fragen zu diesem Thema, oder auch Fragen wie es mir damals ergangen ist und wie ich es geschafft habe aus diesem Wahnsinn auszusteigen, dann tritt mit mir in Kontakt.
xo Birgit
Dein womencoach
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